Musenküsse
Die Ausstellung des Musik- und Gesangvereins St. Andrä-Wördern anlässlich seines 100-jährigen Bestandes, gab den Anstoß für die „Musenküsse“. Einige Konzertprogramme aus den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts kündeten von anspruchsvollen Kammermusikkonzerten mit Werken wie Klavierquartetten von Johannes Brahms und regten zur Wiederaufnahme einer schönen Tradition an. Einige ausgezeichnete ortsansässige Künstlerinnen und Künstler standen für anspruchsvolles Repertoire zur Verfügung, dazu ein erstklassiger Bösendorfer. Der Bau eines modernen Konzertsaals stand bevor.
Helmut Hofmann begann am 4.11.2008 mit Klaviermusik von Franz Schubert, die er im Dialog mit dem Doyen der „Alten Garde“, dem Musikologen Karl Schnürl, im alten Pfarrgebäudes einem zahlreich erschienenen Publikum präsentierte. Noch in der ersten Saison folgten drei Abende mit Yalilé Cardona-Alonso, ihrem Gatten Günter Haumer und dem FAM-Klaviertrio.
Der Erfolg ermunterte dazu, aus diesem vorsichtigen Beginn die „Musenküsse“ zu einer ständigen Eirichtung werden zu lassen, der ab Oktober 2010 der neuerbaute Saal der nach ihrem Gründer, dem langjährigen, verdienten Musikpädagogen Adolf Schnürl, benannten Musikschule als „Heimstätte“ diente.
Die inzwischen etablierten kulturellen Bereicherung der Marktgemeinde ruhte auf drei Säulen:
- sorgfältige, nicht alltägliche Auswahl erstklassiger Werke
- Musizieren auf hohem Niveau
- bevorzugt Musiker(innen) aus dem Ort oder mit (musikalischer) Beziehung zu diesem
Außergewöhnlich ist der Grundsatz der Selbstfinanzierung. Die „Musenküsse“ werden ausschließlich durch freiwillige Spenden der Besucher finanziert und bestreiten davon Saalmiete, Werbung, Programme mit informativen Werkeinführungen, notwendigen Administrativaufwand und eine bescheidene, nur aufgrund ihres großen Idealismus mögliche Abgeltung des Aufwands mitwirkender Berufsmusiker. Dies bringt den Vorteil mit sich, unabhängig und ohne großes Risiko planen und sich dabei nur der künstlerischen Qualität widmen zu können.
Die „Musenküsse“ können auf manche Abende hinweisen, die das Prädikat „einmalig“ verdienen: ein Opernabend drei Einaktern rund ums Telefon, französische und lateinamerikanische Vokal- und Instrumentalmusik, unbekannte zeitgenössische Kompositionen, Humoristisches und Kabarettistisches mit Wienerlied-Einschlag und natürlich unvergessliche Musik von Franz Schubert wie seine drei großen Liedzyklen seine Variationen über eigene Themen, und – jeweils auch kommentiert die beiden letzten Klaviersonaten sowie das Klaviertrio Es-Dur.
Die Bilanz: 58 Programme in 12 Saisonen, ein stetig steigendes, leider durch Corona etwas in Mitleidenschaft gezogenes Publikumsinteresse an einer Palette, die auch Operette, Wiener Lied, Blasmusik, Dichtung und bildende Kunst umfasst – nicht zu vergessen ein Pausen- und „aprés musique“-Buffet, das sich sehen – oder besser „schmecken“ lässt!
Das letzte Konzert im November 2021 – wenige Stunden vor dem Lockdown hat gezeigt, dass die Musik stärker ist als die Seuche, sorgfältiges Handeln vorausgesetzt. Deshalb stimmt auch der Blick in die Zukunft optimistisch: die Muse wird weiter küssen!
Dr. Helmut Hofmann
Ingrid Palzer
Vergangene Konzerte
Kammermusikkonzert im Musikschulsaal